Adventskalender – 11.12.2015 – Samuel und der kleine Stern (5)

EichhörnchenDie Stimmen wurden leiser und die Engel verschwanden im Wald. Samuel war erleichtert, dass sie ihn und Anna nicht entdeckt hatten. Hätte er denn sagen sollen, dass er es war, der Paul vom Himmel geschubst hatte? Dann hätten sie ihn bestimmt geschimpft, weil sie nur deshalb jetzt mit suchen mussten. Aber eins war klar: Paul schien irgendwie eine große Nummer geworden zu sein. Dass sich Gabriel nun persönlich um Paul kümmerte. Samuel kickte ärgerlich einen Stein über den Weg. Paul hätte ja wenigstens mal sagen können, dass er jetzt mit den ganz großen Engeln zu tun hatte. Aber keinen Mucks hatte er gemacht – nicht mal eine kleine Andeutung darüber, dass er etwas Großes vorhatte. Dabei wäre es für ihn, Samuel, doch auch gut gewesen, mit jemandem befreundet zu sein, der einen guten Draht zum Oberengel hatte. Missmutig trotte er weiter.

Langsam wurden die Abstände zwischen den Bäumen größer. Und kurz darauf hatten sie den Waldrand erreicht. Vor ihnen lagen Hügel, mit Wiesen, einzelnen Bäumen und Sträuchern. Samuel setzte sich auf einen großen Stein unter der letzten Tanne, die am Weg lag. „Und jetzt?“ fragte Anna. „Jetzt müssen wir ungefähr dort hin.“ Samuel zeigte mit der Hand in Richtung eines Baumes, der weit hinten auf einer Wiese stand. „Bist du sicher?“ fragte Anna. „Nee, nicht wirklich. So ganz ohne Mond ist es schwierig, den richtigen Weg zu finden.“ Noch während Samuel versuchte, sich irgendwie an den Bäumen und Hügeln zu orientieren, raschelte es über ihnen im Baum. Und dann sauste etwas Braunes an Samuels Ohr vorbei und sprang auf sein Bein. Ein Eichhörnchen versuchte, in seine Manteltasche zu klettern. Aber Samuel verscheuchte es. „He! Was willst du denn hier?“ fragte er das neugierige Tier. „Hier duftet es so himmlisch nach Nüssen.“ antwortete das Eichhörnchen. „Da wollte ich mal nachschauen, woher das kommt. Und der Geruch kommt genau aus dieser Tasche.“ Mit einem Satz sprang es wieder auf den Mantel und wollte in die Tasche klettern. Jetzt wurde Samuel etwas ärgerlich: „Du hast recht. In der Tasche sind Nüsse. Aber das ist unser Proviant.“ – „Und wir haben noch einen langen Weg vor uns!“ schaltete Anna sich ein. Sie mochte zwar keine Nüsse. Aber ein so freches Eichhörnchen mochte sie noch weniger. Der kleine pelzige Kerl schaute sie verwundert an. „Wo wollt ihr denn hin? Hier ist doch nichts außer Wald, Wiesen und Schafen.“ Also erzählte Samuel noch einmal die ganze Geschichte und man konnte ihm ansehen, dass er sich große Sorgen um Paul machte. „Oskar weiß vielleicht, wo dieser Stern steckt.“ rief das Eichhörnchen, als Samuel geendet hatte. „Wer ist denn Oskar?“ rief Anna. Das Eichhörnchen streckte sich, wickelte seinen buschigen Schwanz einmal um sich herum, strich mit der Pfote darüber und sagte: „Na, ich natürlich!“ Samuel sprang auf. „Und wo ist Paul?“ Am liebsten hätte er Oskar geschüttelt. Aber der sprang auf einen Ast der Tanne und deutete auf die Wiese. „Dort!“ rief er. „Also so etwa. Oder vielleicht etwas weiter da drüben. Aber auf jeden Fall so ungefähr in dieser Richtung.“ Anna seufzte: „Mit anderen Worten: Du weißt gar nichts.“ – „Doch, doch, doch!“ Oskar war ganz aufgeregt. Er hatte am Abend zuvor oben auf der Tanne gesessen und an einem Zapfen genagt, als sich plötzlich am Himmel etwas bewegt hatte.

© 2015 mb

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