Adventskalender – 9.12.2015 – Samuel und der kleine Stern (4)

Apfel und AnnaAls er eine Weile durch den Wald gelaufen war, tauchte Anna wieder aus der Manteltasche auf. „Sag mal, weißt du eigentlich, wo wir hin müssen?“ – „Na ja, so ungefähr. Siehst Du, da drüben neben dem Mond, den hellen Stern? Das ist der dicke Hermann. Der sitzt ganz in der Nähe von Paul. Aber er besteht immer darauf, sich selber zu putzen. An den darf ich nicht ran. Aber da ungefähr ist Paul abgestürzt. Ich hoffe bloß, es ist ihm nichts passiert.“ – „Ah wo“, entgegnete Anna, „so einen Stern kann so schnell nichts erschüttern.“ Und sie hoffte sehr für Samuel, dass sie recht hatte. 

Weiter und weiter gingen sie. Samuel war überzeugt, dass sie Paul finden würden. Aber der Weg durch den Wald war doch lang und langsam wurde Samuel müde. Eigentlich hätte er ja schon seit Stunden schlafen sollen. „Wir wollen Rast machen.“ sagte er. Und Anna, die sich inzwischen in ihr Schneckenhaus gerollt hatte, lugte nur kurz hervor, sagte „Ok.“ und war wieder verschwunden. Samuel glaubte sogar, so etwas wie Schnarchen zu hören. Also suchte er sich eine Stelle zum Schlafen.

Unter einer großen Tanne fand er ein gemütliches Plätzchen. Die Tannennadeln auf dem Boden waren zwar etwas pieksig, aber wenn man seinen Mantel darauf legte, ergaben sie ein gutes Polster. Zum Glück war es dort auch windgeschützt und nicht so kalt. Samuel holte Anna aus der Manteltasche, legte sie behutsam auf einen seiner Handschuhe und rollte sich in seinen Mantel ein. Er überlegte noch kurz, was Paul wohl gerade machte, und schon schlief er ein.

Samuel fuhr hoch. Irgendetwas hatte ihn in die Nase gepiekt. Ach, bloß eine Tannennadel, war herunter gefallen und auf seiner Nase gelandet. Durch die Äste der Tanne konnte Samuel sehen, dass es schon hell war. Er weckte Anna. Dann holte er den Apfel aus seiner Tasche und die beiden Abenteurer frühstückten. Nachdem sie gegessen hatten, machten sie sich wieder auf den Weg. Sie unterhielten sich darüber, wie es wohl sein würde, Paul zu treffen. Aber Stunde um Stunde verging und nichts geschah. Mit einem Mal hörten sie in einiger Entfernung leise Stimmen. Samuel sprang in einen Busch. Er wollte keinen Menschen begegnen. Menschen waren immer so aufgeregt, wenn sie einen Engel sahen. Sie redeten durcheinander: „Oh, schau mal!“ – „Ach nee, sieh mal!“ – „Wie süß.“ und so weiter. Einmal hatten zwei Menschenkinder seinen Freund Elias sogar mit nachhause nehmen wollen. Aber für all sowas hatte Samuel jetzt keine Zeit. Er musste Paul finden.

Die Stimmen wurden lauter. Jemand bog um die Ecke. Aber das waren keine Menschen. Es waren drei große Engel. Samuel war umso mehr froh, dass es sich versteckt hatte. Er wollte jetzt keine Fragen beantworten, was er hier zu tun hätte und überhaupt, ob er nicht eigentlich oben sein und frohlocken müsse. „Wir müssen diesen Stern dringend finden. Es wird langsam Zeit.“ sagte der eine Engel. „Ja“, erwiderte der in der Mitte, „sonst verpasst er noch seinen Auftritt.“ – „So was darf man nicht jeden Tag machen. Und da verschwindet der einfach. Unglaublich. Ich würde den rauswerfen.“ Das war der dritte Engel, der furchtbar aufgeregt aussah. „Aber Gabriel scheint ihn für den einzig richtigen zu halten. ‚Den oder keinen‘, hat er gesagt, ‚Notfalls nehme ich die Laterne und leuchte selber.‘ Keine Ahnung, was das soll. Und dann verschwindet dieser blöde Stern einfach. Und wir dürfen ihn suchen.“

© 2015 mb

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