Adventskalender – 15.12.2015 – Samuel und der kleine Stern (6)

Samuel-09-kleinEin kleiner leuchtender Punkt sei ungefähr aus Richtung des Mondes gekommen und wäre hinter der Schafswiese verschwunden. „Das muss Paul gewesen sein!“ dachte Samuel aufgeregt. Oskar endete mit seiner Geschichte: „Und weil man sich bei Sternschnuppen etwas wünschen darf, habe ich mir ein paar Nüsse gewünscht. Und deshalb gehören die Nüsse da in deiner Tasche mir.“ Samuel staunte über so viel Frechheit. Anna fing leise an zu schimpfen. Aber schließlich gaben sie Oskar die Nüsse, denn ohne ihn hätten sie wohl in die falsche Richtung weiter gesucht.

Während das Eichhörnchen sich daran machte, eine Nuss zu knacken und die anderen zu vergraben, setzten Samuel und Anna ihren Weg fort. Hoffnungsvoll schritt der kleine Engel voran und Anna hatte es sich auf seiner Schulter bequem gemacht, um besser Ausschau halten zu können. In einiger Entfernung tauchte ein kleiner Stall auf mit einem Brunnen daneben. Samuel beschloss, dass sie dort eine kurze Rast machen wollten. Wenigstens könnten sie dort etwas trinken. Die Essensvorräte waren leider aufgebraucht.

Kurz darauf bog Samuel um die Ecke des Stalls und erschrak. Doch es war schon zu spät. Der kleine Junge, der auf einem Holzklotz gesessen hatte, hatte ihn schon entdeckt und war aufgesprungen. Er kam näher. „He, was machst du denn hier?“ wollte er wissen. „Du hast hier gar nichts zu suchen. Das ist unser Brunnen. Ihr könnt euch mit euren Schafen einen anderen suchen.“ Dann hielt er inne, denn zum einen sah Samuel mit seinem weißen Mantel nun wirklich nicht wie ein Hirtenjunge aus. Und zum anderen hatte er die Flügel gesehen, die hinten aus Samuels Mantel hervor lugten. Mit offenem Mund und großen Augen starrte er Samuel an. „Bist du etwa ein Engel?“ fragte er ungläubig. „Na klar, was denkst du denn?“ brummte Samuel, der sich ärgerte, dass er entdeckt worden war. „Oder sehe ich etwa aus wie eine große Taube?“ – „Das nun wirklich nicht.“ sagte der Junge und schien sich langsam zu beruhigen. „Meine Mama hat mir oft von Engeln erzählt. Aber ich habe immer gedacht, das seien nur Geschichten. Und jetzt gibt’s dich tatsächlich. Da bin ich aber platt.“

Mit einem Seufzer ließ er sich wieder auf den Holzklotz plumpsen. „Und was machst du hier?“ Samuel deutete auf Anna, die sich in eine Falte des Mantels verkrochen hatte. „Das ist Anna. Und ich bin Samuel. Wir suchen meinen Freund Paul. Das ist ein kleiner Stern, der gestern Abend vom Himmel gefallen ist. Hast du ihn vielleicht gesehen?“ Ben – so hieß der Hirtenjunge – hatte tatsächlich etwas gesehen. Am Abend zuvor hatte er mit den anderen Hirten am Lagerfeuer gesessen und Suppe gegessen. Plötzlich hatten die Schafe, die in der Nähe weideten, angefangen zu blöken. Und dann war ganz in der Nähe ein Licht vom Himmel gefallen und hinter den Büschen verschwunden. Die Hirten hatten sich mächtig erschreckt und die ganze Nacht Wache gehalten. Aber sonst war nichts mehr geschehen. „Das muss Paul gewesen sein!“, rief Anna, „Er ist irgendwo hier ganz in der Nähe.“ – „Kommt, wir gehen zu ihm.“ Samuel wollte los laufen. Seinen Hunger hatte er schon fast vergessen. Ben konnte ihn gerade noch an seinem Flügel festhalten: „Wir müssen aber an unserem Lager vorbei. So kannst Du da unmöglich erscheinen. Die älteren Hirten wären sicher ganz aufgebracht, wenn da plötzlich ein Engel käme.“ – „Da hast du wohl recht.“ entgegnete Samuel.

Ben lief in den Stall und kehrte mit einer alten Jacke und einer Decke zurück. „Hier, die kannst du haben. Das ist meine olle Jacke. Mir passt die nicht mehr. Aber bei dir könnte es klappen. Und leg dir die Decke um, damit man deine Flügel nicht sieht.“

© 2015 mb

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