Auch in den anderen Betten bewegten sich die kleinen Engel. Einige schlichen zur Tür und Samuel folgte ihnen. Sie lauschten. Es waren nur einige Worte zu verstehen, aber es schien darum zu gehen, dass ein Stern verschwunden war. Die großen Engel redeten wild durcheinander. Man müsse den Stern suchen. Das gehe doch nicht, dass plötzlich einer fehle. Gleich nach dem Abendessen wolle man sich nochmal auf die Suche machen.
Auch die kleinen Engel waren aufgeregt und besprachen, was wohl passiert sein könnte. Wäre es im Schlafsaal nicht so dunkel gewesen, hätten die anderen sehen können, dass Samuel ganz rot geworden war. Leise kletterte er zurück in sein Bett. Die Aufregung in der Küche legte sich und auch die anderen Kleinen legten sich wieder schlafen. Samuel aber lag wach unter seiner Decke. Von nebenan hörte er nur noch Gemurmel, Teller klapperten, dann wurden Stühle gerückt. Die großen Engel machten sich noch einmal auf die Suche nach dem verlorenen Stern. Dann war es still.
Er zog seine Stiefel an und wickelte sich einen warmen Mantel feste um. Mütze und Handschuhe steckte er ebenfalls ein. Er wollte nach Paul suchen. Und da, wo er hingehen würde, war es viel kälter als im Himmel.
Leise öffnete er die Tür zur Küche. Alles war dunkel. Nur vom Herd her schimmerte noch das kleine Licht des langsam erlöschenden Feuers. Es tauchte die Küche in ein warmes Orange. Draußen war der Himmel dunkelblau gefärbt. Durch das Fenster sah Samuel viele Sterne glitzern. Die meisten von ihnen hatte er selber heute geputzt. Wie schön das aussah. Doch zum Staunen war jetzt keine Zeit. Er musste sich beeilen. Schnell nahm er einen großen Apfel aus der Schale auf dem Tisch und steckte sich noch eine Handvoll Nüsse in die Manteltasche. Dann machte er sich auf den Weg.
Samuel trat nach draußen. Vorsichtig zog er die Tür hinter sich zu. Hoffentlich würde sie jetzt nicht quietschen. Aber bis auf ein ganz leises „Iiiek“ war nichts zu hören. Die Tür fiel zu. Samuel blickte sich einen kurzen Moment um. In manchen Engelshäusern brannte noch Licht. Viele Fenster waren schon dunkel. Nur drüben in der himmlischen Bäckerei wurde noch gearbeitet. „Komisch“, dachte Samuel, „sonst ist doch um diese Jahreszeit immer wenig zu backen.“ Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich lange darüber zu wundern. Er musste weiter und nach Paul suchen. Schnell ging er in Richtung der kleinen Himmelstreppe, über die die Engel auf die Erde hinunter steigen konnten. Es würde nicht einfach werden, bis ganz nach unten zu gelangen, denn abends war das letzte Stück der Treppe immer hoch gezogen. Tagsüber wurde die Treppe ganz herunter gelassen, damit Engel auf die Erde kommen konnten und Menschen oder Tiere nach oben gelangten. Aber das passierte selten, denn der Aufgang lag in einem tiefen Wald in einer verlassenen Gegend und so hatte der alte Engel, der tagsüber das Pförtnerhäuschen besetzte, nur selten etwas zu tun. Das war nichts im Vergleich zum Haupteingang mit der großen Freitreppe, an der Petrus so gerne auf und ab ging und mit seinem Schlüsselbund klimpernd die neuen Himmelsbewohner in Empfang nahm. Aber das ist eine andere Geschichte.

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